Philosophie

„Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!“, ertönt es bereits aus der Sesamstraße. Doch um der Intention des Faches Philosophie gerecht zu werden, macht es Sinn, sich der Worte größerer Denker zu bedienen: „Das Staunen ist die Einstellung eines Mannes, der die Weisheit wahrhaft liebt, ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen!“, schreibt Platon in seinem „Theaitetos“ und verknüpft die Tätigkeit des Philosophierens mit dem Zustand des Staunens und der Verwunderung als Reaktion auf etwas Unerwartetem. Denselben Gedankengang wirft auch Jostein Garder in seinem Jugendroman „Sophies Welt“ auf, wenn er behauptet: „Die Fähigkeit uns zu wundern ist das Einzige, was wir brauchen, um gute Philosophen zu werden.“ Doch was genau ist hier unter Staunen zu verstehen? Das Staunen ermöglicht den Menschen sich von festgefahrenen und tradierten Gedankenmustern zu lösen und auch die Dinge zu hinterfragen, die bisher als selbstverständlich und wahr gehalten wurden. Auch wenn die ursprüngliche Bedeutung des altgriechischen Wortes „philosophia“ übersetzt „die Liebe zur Weisheit“ bedeutet, ist die Intention des Faches nicht nur die Schülerinnen und Schüler der Weisheit und der Wahrheit näher zu bringen, sondern sie insbesondere zum Nachdenken, Überdenken und Hinterfragen zu motivieren. Bereits Immanuel Kant verknüpft die Grundtätigkeit des Philosophierens mit drei Forderungen: „Selber denken, sich jederzeit in einen anderen denken und jederzeit mit sich einstimmig denken“. Demnach soll den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gegeben werden, ihren Horizont zu erweitern, problemlösende Denkansätze zu erhalten und sich auf das eigene kritische Beurteilungsvermögen zu stützen, welches gefördert und „herausgefordert“ werden soll.

Das Fach Praktische Philosophie beschäftigt sich mit den aktuellen Themen der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler, was den praktischen Aspekt des Faches in der Sekundarstufe I ausmacht. Die Schule arbeitet dabei mit einem Spiralcurriculum, welches die folgenden 7 Fragenkreise umfasst:

  1. Die Frage nach dem Selbst
  2. Die Frage nach dem Anderen
  3. Die Frage nach dem guten Handeln
  4. Die Frage nach Recht, Staat und Wirtschaft
  5. Die Frage nach Natur, Kultur und Technik
  6. Die Frage nach Wahrheit, Wirklichkeit und Medien
  7. Die Frage nach Ursprung, Zukunft und Sinn

In ähnlicher Weise finden sich diese Themenkomplexe auch in der Oberstufe in dem Fach Philosophie wieder, welches nun neben der Behandlung von alltäglicheren und praxisnahen Themen auch zunehmend theoretischere Positionen berücksichtigt und den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in klassische Originaltexte von bekannten Philosophen sowie historische Rückblicke in Bezug auf die Entstehung ihrer Werke gewährt und ihnen ihre heutige Relevanz vor Augen führt. Die folgenden Gebiete sind dabei in dem Lehrplan des Faches Philosophie in der Oberstufe verankert:

  1. Anthropologie: Die Anthropologie befasst sich mit dem Wesen beziehungsweise der Wesensbestimmung des Menschen und somit mit der Frage, ob eine solche Bestimmung überhaupt möglich ist. Des Weiteren geht es hierbei auch um die Sonderstellung des Menschen und die Legitimierung dieser Sonderstellung.
  2. Ethik: Die Ethik versucht, die Frage nach dem moralisch richtigen Handeln zu beantworten. Sie umfasst dabei auch die Infragestellung, ob eine Moralvorstellung oder eine Tugend im universalen Sinne und in einheitlicher Übereinstimmung als absolut gut angesehen werden kann oder ob die Begriffe „Moral“ und „moralisch“ immer nur relativ und situationsabhängig verstanden werden müssen.
  3. Staatsphilosophie: Die Staatstheorie geht mit der Anthropologie und der Ethik einher und versucht auf der Grundlage unterschiedlicher anthropologischer Menschenbilder und verschiedenen ethischen Grundprinzipien Staatsformen sowie auch das Einverständnis des Individuums zur Staatenbildung darzulegen.
  4. Erkenntnistheorie: Die Erkenntnistheorie sucht nach dem Ursprung des Wissens. In der Geschichte haben sich hierbei unterschiedliche Strömungen durchgesetzt (naiver Realismus, Sensualismus/Empirismus, Rationalismus, Kritizismus). Im Mittelpunkt all dieser Gedanken steht dabei die zentrale Frage, ob der Mensch als „tabula rasa“ zur Welt kommt und sich alles Wissen nur durch sinnliche Erfahrung aneignen kann oder ob er schon zu Beginn ein Verstandeswesen ist, das Wissen „mitbringt.“ Beim Letzteren ergibt sich dabei die Frage, was die Quelle des mitgebrachten Wissens denn nun sein soll.
  5. Metaphysik: Diese Disziplin behandelt alle Sachverhalte und Dinge, die nicht physisch und so auch nicht wahrnehmbar sind. Gerade in diesem Bereich öffnet sich für die Philosophie ein großes Diskussionsfeld und umfasst Themen wie „Tod und Sterben“, „Lebenssinn“ sowie die Religionsphilosophie.

Bezugspunkt für die Ausrichtung des Faches ist die Werteordnung, wie sie in der Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen, im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und in den Menschenrechten verankert ist. Für die Schülerinnen und Schüler, die nicht am regulären Religionsunterricht teilnehmen, hat das Land Nordrhein-Westfalen das Fach Praktische Philosophie / Philosophie eingerichtet. Am Gymnasium am Markt wird es von der Jahrgangsstufe 5 bis zur Q2 unterrichtet. Es trägt zum übergeordneten Bildungsauftrag des Gymnasiums bei, der die persönliche, soziale und politische Bildung der Schülerinnen und Schüler umfasst. Gerade die heterogene Zusammensetzung der Lerngruppen, welche aus Schülerinnen und Schülern aus unterschiedlichen Kulturkreisen bestehen, ermöglicht das Verständnis und die kritische Auseinandersetzung mit weltanschaulichen, religiösen und ideengeschichtlichen Positionen und ist Grundlage für interkulturelle und interreligiöse Toleranz. So wird die Vielfalt zum Vorteil.

Abschließend sollen nun die großen Denker unserer Schule zu Wort kommen:

 „Für mich heißt Philosophieren, dass man über das Leben und dessen Bedeutung spricht.“ (Praktische Philosophie, Jahrgangsstufe 6)

„Philosophieren ist für mich darüber zu reden, ob es zum Beispiel gut ist zu lügen, was die Mitmenschen empfinden und was ihnen schadet.“ (Praktische Philosophie, Jahrgangstufe 7)

 „Vielleicht ist es das Hinterfragen und das Nachdenken über alternative Ansätze, vielleicht ist es aber auch der Versuch die Welt und all ihre Rätsel zu verstehen und den Sinn unserer Existenz zu finden. (Grundkurs Philosophie, Q1)

 „Philosophieren ist die Methode, sich ein Problem vor Augen zu führen, die positiven und negativen Aspekte abzuwägen, um schließlich eine eigene Position zu erlangen.“ (Grundkurs Philosophie, Q2)

„Die Philosophie hat die Unwissenheit und Ausweglosigkeit zur akademischen Disziplin erhoben.“ (Grundkurs Philosophie, Q2)

"Im Philosophie-Unterricht muss man nicht die Meinung des Lehrers teilen! Ich glaube aber, dass diese Erkenntnis von Immanuel Kannt stammt, der ja auch gesagt hat:…

…"Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen." (Grundkurs Philosophie, EF)