Besuch in der JVA Herford

Eine Exkursion des Pädagogik-LK

Am 24.01.2020 unternahm der Pädagogik LK der Q2 eine Exkursion in die Justizvollzugsanstalt Herford. Gemeinsam mit Frau Tonn wurden wir von der Diplompädagogin der JVA und einem Gefangenen vor der Direktorenvilla begrüßt. Dort wurde uns verständlich erläutert, weshalb wir die Anstalt leider nicht von innen besichtigen können. Die JVA Herford lehnt dies konsequent ab, weil sich die Gefangenen „wie Affen im Zoo fühlen würden.“ Dies hielt uns allerdings nicht davon ab, alle Fragen zu stellen, auf welche wir umfassende Antworten bekamen. Zur Einführung stellte die Diplompädagogin eine Präsentation vor, welche interessante Informationen und auch Bilder der JVA beinhaltete, sodass wir trotzdem einen Einblick in das Gebäude bekamen und einen guten Eindruck „vom Leben im Knast“. Anschließend begann die Fragerunde, in der wir der Diplompädagogin, welche 12 Jahre Berufserfahrung in der JVA Herford hat, und dem Häftling, welcher schon bald entlassen werden sollte, Fragen jeglicher Art stellen durften. Hier erstreckte sich der Inhalt von Themen, die mit dem Pädagogikunterricht in Verbindung stehen bis hin zu persönlichen und emotionalen Angelegenheiten. Über Resozialisierungsmaßnahmen und Gewaltentwicklung bis hin zur Straftat des Häftlings und der Beziehung zu seiner Familie. Deshalb kamen auch unzählige Fragen beisammen, es wurde gestaunt, gelacht, geschwiegen.Wir haben erfahren, dass in der JVA Herford 14 bis 24-jährige jugendliche Männer wegen verschiedener Straftaten inhaftiert sind. Diese Jugendlichen haben dann oft ihre ganze Jugend „hinter Gittern“ verbracht und das im selben Alter wie ein Großteil der Schülerinnen und Schüler an unserer Schule. In ihrer Entwicklung konnte die Pädagogin einige Gemeinsamkeiten feststellen, wie zerrüttete Familienverhältnisse oder Gewalt in der Kindheit. Im Raum wurde es sehr still, als von dem Suizid eines Häftlings erzählt wurde und als der anwesende Häftling nicht eine Sache nennen konnte, die er an der Vollzugsanstalt gut fand. Das war für uns besonders bewegend, da wir realisierten, wie hart das Leben im Gefängnis wirklich sein kann. Ansonsten waren wir überrascht, wie klischeehaft das Leben im Gefängnis ist. Dort werden trotz vieler Sicherheitsmaßnahmen Drogen sowie Anderes geschmuggelt und die Häftlinge dürfen bei ihrer Inhaftierung nicht einen einzigen persönlichen Gegenstand mitnehmen. Dennoch bietet die JVA Herford viele Chancen, denn dort können selbst junge Männer ohne Schulabschluss in unterschiedlichen Bereichen eine Berufsausbildung absolvieren. Auch der anwesende Häftling schien sich durch die Haftzeit enorm positiv entwickelt zu haben, denn er wirkte wie ein bodenständiger, ungefährlicher, junger Mann, „ein Mensch wie Du und Ich“. Gerade deshalb ist dieser Besuch von so großer Wichtigkeit gewesen, um aufzuklären, dass heutzutage mit Straftätern offen umgegangen werden muss, um Gefangene anschließend wieder in den Alltag zu integrieren. Umso interessanter, dass die JVA Herford im Jahr 2020 beabsichtigt nicht ausgeschildert ist, und nahezu aus dem Blickfeld der Besucher Herfords verdrängt wird. Diese aufschlussreiche Erfahrung können wir als Kurs nur weiterempfehlen, denn selten besteht die Möglichkeit, so nah an das Leben in Haft zu kommen. Zudem fand auf der Exkursion Weiterbildung auf allen Ebenen statt. Sowohl sachlich als Pädagogik Leistungskurs war der Ausflug von Nutzen, als auch für die emotionale und persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Ob als Interessent für Pädagogik, Psychologie, Soziologie, Strafrecht, den Alltag im Gefängnis, die Vollzugskraft, die Geschichte oder vieles mehr, hier gibt es für jeden etwas zu lernen.

Text: Gioia-Lavinia Gersten & Emilie Aust - Fotos: JVA Herford